1993 durchquerte ich zusammen mit meinem ältesten Sohn Island zu Pferd. Wir schlossen uns einer Gruppe an, die ca. 60 Pferde mitführte, welche ich fast alle ausprobiert habe. Damals verstand ich nichts vom Tölt, bemerkte aber sehr schnell, dass es große Unterschiede in der Gangveranlagung und in der Leichtrittigkeit vieler Isländer gab. Wir waren fasziniert von diesen quirligen, zähen und arbeitswilligen Pferden mit bequemen Gängen, die uns wohl mit der „Gangpferdekrankheit“ infizierten.
Diese faszinierenden Geschöpfe krempelten meinen Entschluss mir nie in meinem Leben ein Pony zuzulegen um. So waren meine Souvenirs um ein Vielfaches teurer als die Reise selbst, denn wir kauften gleich 2 Isländer. Hatte ich zwar Reiten gelernt, wusste ich trotzdem nicht, in welche Gangarten mein hitziger Rennpasser ständig wechselte. Ich benötigte Unterstützung und begann regelmäßig Unterricht bei Bernd Vieht und Walter Feldmann zu nehmen.
Im Jahre 2004 zog es mich beruflich zum dritten Mal mit meiner Familie in die USA. Hier ergab es sich, dass ich Missouri Foxtrotter Hengste in Las Vegas reiten konnte. Es war eine gute Gelegenheit andere Gangpferdrassen im schwierigen Gelände zu erproben. So kaufte ich einen Missouri Foxtrotter, einen Peruvian Paso, einen 3-Pferdehänger.
Ausgestattet mit viel Wasser und einem mobilen elektrischen Zaunsystem unternahmen wir in den Ferien mehrwöchige Abenteuerritte in den Rocky Mountains und Nationalparks etc. Ich hatte schon viele Gangpferderassen ausprobiert, wie Isländer, Spotted Saddle Horse, Aegidienberger, Töltende Traber, Tennessee Walker, Gangpferde im Tibet, etc.
In Ausdauer, Trittsicherheit, Arbeitswillen, Gutmütigkeit und bequemen Gängen im sehr schwierigen Terrain überzeugte mein Foxtrotter am allermeisten. So entschied ich mich unsere Abenteuerritte mit Missouri Foxtrottern in Europa fortzusetzen. Es musste ein zweiter Foxtrotter her. Ich kaufte eine Qualitätsstute, die ich tragend mit nach Deutschland nehmen wollte.
Meine kräftige Palominostute R. Champagne`s Golden Velvet von sehr guter Abstammung und Gangveranlagung hatte ich in Kalifornien gekauft. Mit dem geeigneten Hengst hatte ich die Qual der Wahl. Ich wollte einen Foxtrotter, der auch ohne aufwendiges Training kinderleicht im Foxtrott ohne Hufwinkelveränderung barhuf zu reiten war. Der Hengst sollte zudem klar im Kopf, gutmütig und kompakt gebaut sein, über raumgreifende und rhythmische Gänge verfügen und möglichst blutsfremd zu den Linien in Europa sein. Das waren hohe Ansprüche in dieser noch relativ jungen Rasse. Der Wunsch nach einer bestimmten Farbe sollte diesen hohen Ansprüchen nicht im Wege stehen.
Die Wahl fiel auf den Weltmeister 2004 in Performance (Gängen) Cardinal Gunslingers A. In seinen Adern fließt Blut von 15 Weltmeistern und Reserve Weltmeistern in den letzten 4 Generationen. 2008 wurde sein Sohn Weltmeister in Performance. Er ist bekannt für seine natürliche Gangvererbung. Meine Stute brachte in Deutschland ein Hengstfohlen zur Welt, das ich Gunslingers Velvet Vegas nannte, um den Bezug zur Entstehung in Las Vegas festzuhalten. Ich hatte großes Glück, denn Mutter Natur hatte mitgespielt und mit der Vererbung seiner natürlichen Gänge noch einen oben drauf gesetzt.
Heute ist Vegas ein gutmütiger, ausbalancierter, kompakt gebauter Naturfoxtrotter und vererbt diese Eigenschaften. So hat er auch bei Anpaarungen mit passveranlagten Stuten, oder auch 3-Gängern, seine rassespezifischen Gänge durchgesetzt und das Exterieur verbessert. Erst kürzlich wurde eine Tochter beim ZSSE als Europäisches Westernpferd mit der Note 8,1 prämiert.
Ich liebe es noch immer einen fetzigen Tölt oder Rennpass zu reiten, aber wenn Distanzfähigkeit, innere Ruhe, Trittsicherheit, Arbeitswilligkeit und bequeme Gänge im unwegsamen Gelände in einem Pferd vereint sein sollen, dann geht nichts über einen Missouri Foxtrotter. Auch in Europa haben wir Abenteuerritte unternommen, zu welchen unsere Alpenüberquerung mit Erich Küffner, dem ehemaligen Leiter der berittenen Gebirgsjäger der Bundeswehr, als Highlight gehört.
Auf der 2. EMFTHA Zuchtschau wurde Gunslinger`s Velvet Vegas als erster Hengst in Klasse 1 des noch relativ jungen Zuchtbuches der Züchtervereinigung eingetragen, indem er die noch fehlende Körprüfung anstandslos bestand.
Bericht von Renate Daub, Taunus Foxtrotter Ranch, Winterwerb/Deutschland